Eigenkompositionen in Sextett Besetzung
Stefan Michalke: Piano
Johannes Flamm: Klarinette
Astrid Nägele/Jörg Brinkman: Cello
Uwe Böttcher: Violine
Manni Hilgrs: Bass
Steffen Thormählen: Drums
Gegen Kopfweh hilft bekannt und bewährt ein Aspirin. Was aber tun, wenn einen Wolkenbrüche und gedämpfte Laune plagen? Die Frage drängte sich in diesen grauen, ungemütlich kalten Mai-Tagen zunehmend auf. Und wie vom verregneten Himmel gefallen, stellte sich prompt die Antwort ein – „postwendend“, wenn man so will (weil mein freundlicher Postbote Herr Paas ein Päckchen mit einer höchst amüsanten CD bei mir ablieferte) und das auch gleich mit dem passenden Titel: „trotz regen“. CD einlegen, hören und sogleich besser fühlen war eins.
„michalke 06“ (klingt ein wenig wie Schalke 04) macht einfach Spaß. Der Kölner Pianist, Komponist und Arrangeur Stefan Michalke hat für sein jüngstes Album 13 Stücke geschrieben und mit einem gut gelaunten Ensemble (Jazzquartett + Cello + Geige + Gäste) so treffsicher eingespielt, daß es vom stillen Prolog (gewidmet der Jazz-Sängerin Sabine Kühlich) bis zum Epilog für den Schlagzeuger Steffen Thormählen ein einziges Vergnügen ist. In „vaalser walzer“ läßt Michalke Manni Hilgers beschwingt mit seinem Kontrabaß tanzen, orientalische Elemente fließen neben Latin-Versatzstücken in „die wüste lebt“ ein, in dem abermals Hilgers brilliert, neben Johannes Flamm an der Klarinette. Im folgenden Titelstück „trotz regen“ meldet sich erstmals leise der Tango zu Wort, der dann explizit vom Charakter, jedoch raffiniert „verwalzert“ und mit dem gefühlvollen Akkordeonisten Manfred Leuchter als Galionsfigur in „invierno“ verführerisch durch die Gehörgänge rieselt.
Die überwiegend fröhliche Stimmung des Albums in „amistad“, dem Tango „ledro“ oder „schneewittchen“, sowie die Brillanz des sonnendurchfluteten „dreierlei“, bei dem Manfred Leuchter (von dem möchte man viel mehr hören!) sich mit seinem Akkordeon federleicht in die Gefilde eines Art van Damme oder Jean Thielemans spielt, bleiben der rote Faden. „trotz regen“ überzeugt, durchweg geprägt von Stefan Michalkes feinem, allen Tempi und Genres gerechten intelligenten Spiel. Bestechend der Ideenreichtum der Kompositionen und die Zusammensetzung des Ensembles, bei der sich neben Astrid Naegele am Cello auch der Geiger Uwe Böttcher hervortut – sein Part in dem Grapelli-gefärbten „schneewittchen“ macht auch auf mehr von ihm neugierig.
Frank Becker